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1. Theil 2 - S. 28

1867 - Breslau : Max
26 Mittlere Geschichte. 1. Periode. Franken. Jene Reise des Papstes nach Frankreich war sehr erfolgreich; Pipin nämlich zog über die Alpen, zwang die Langobarden, den Papst in Ruhe zu lassen, und nahm ihnen zugleich Das, was sie erobert hatten, Ravenna und die Umgegend, wieder ab. Dieser District batte bisher dem griechischen Kaiser gehört. Pipin, der nicht gesonnen war, das Land dem bisherigen Besitzer wiederzu- geben, es aber auch wegen der Entfernung des Reichs nicht selbst behalten mochte, schenkte es dem heiligen Petrus, also der Kirche, und setzte den Papst zum Verwalter desselben ein. Späterhin haben die Päpste behauptet, daß sie Herren dieses Landes wä- ren, und so ist nach und nach der jetzige Kirchenstaat daraus erwachsen. Als Karls Vater, Pipin, 768 starb, war er erst 26 Jahre alt; aber er griff die Geschäfte gleich mit solcher Geschicklichkeit an, als wenn er im Regieren schon grau geworden wäre. Das ist öfters den großen Männern eigen, die zu hohen. Dingen bestimmt sind, daß sie sich ohne vorhergegangene Uebung gleich in ihre Lage zu finden wissen. Rur die drei ersten Jahre re- gierte er mit seinem Bruder Karlmann; dann starb dieser, und überließ dadurch Karln das ganze große Reich, welches damals fast ganz Frankreich und den ganzen westlichen Theil von Deutsch- land umfaßte. Es ist zu bedauern, daß Karl, dessen Gemüth keineswegs zum Kriegführen geneigt war, doch fast sein ganzes Leben hin- durch Krieg führen mußte. Am meisten machten ihm die Sach- sen zu schaffen. Zweiunddreißig Jahre dauerte der Krieg mit diesem damals noch heidnischen und wilden Volke, dessen Bund alle Landschaften vom Niederrhein bis zur Elbe, vom Harze und Weser, der Werra und Fulda und dem Westerwalde bis zur Nord- see und Eider umfaßte. Drei oder vier große Abtheilungen die- ses sächsischen Bundes hatten sich nach und nach in ihm heraus- gebildet, deren jede ein unabhängiger Staat, und für Angriff und Vertheidigung nach außen mit den andern verbündet war. Hier hatten sich die ursprünglichen Zustände des deutschen Vol- kes fast unverändert erhalten. Eine demokratische Verfassung mit Wahlsürsten, ein uralter Adel, das nationale Heiligthum mit sei- ner Sage und Poesie bestand noch in^ voller Blüthe, als der fränkische König das Volk im Frühling 772 von Süden her an- griff. Mit einem gewaltigen, wohlgerüsteten und krieggeübten Heere war es ihm leicht, einen großen Theil des Berglandes an

2. Theil 2 - S. 60

1867 - Breslau : Max
58 Mittlere Geschichte. 2. Periode. Deutschland. Aus diesen Standes-Unterschieden entwickelte sich in Folge der Kriege und Eroberungen das L eh ns wesen des Mittelal- ters, das sogenannte Fe udalsystem. Alles eroberte Land näm- lich wurde unter die alten und neuen Besitzer getheilt, dergestalt aber, daß das den Ueberwundenen belassene Land gewisse Zinsen oder Leistungen zu gewähren hatte. Das übrige Land theilte der Sieger unter seine Gefährten (Vasallen), wofür sie ihm zum Heerbanll verpflichtet wurden. Aller Besitz ging also von dem Landesherrn aus, er war der allgemeine Lehnsherr. Der König erhielt aber durch das Recht der Eroberung noch einen beson- dern Antheil an dem eroberten Lande für sich, welches er eben- falls unter treue Diener vertheilte, aber nur zu lebenslänglicher Nutznießung. Ebenso übertrugen die großen Grundbesitzer einen Theil ihres Allods oder auch ihres Lehns geringeren Leuten als Asterlehn und brachten so die kleinen Freien in ein Lehnsverhält- niß, welches von diesen meistens auch aus dem Grunde gesucht ward, weil sie dadurch von dem allgemeinen Heerbann befreit wurden. Der Stand der Freien erhielt sich nur in den Baro- nen, freien Grundbesitzern in Mitte der Vasallen. Sie wurden Hintersassen der großen Grundherren. Das ganze Staatswesen des Mittelalters bestand also aus einer Un- masse ineinander verschlungener Privatverhältnisse, deren beleben- des Princip die wechselseitige Treue war. Zu der Zeit, wo der Adel allein den Stand der freien Leute ausmachte, herrschte unter ihm noch eine entsetzliche Rohheit. Ohne allen Unterricht in Wissenschaften aufgewachsen, hatten die Edel- leute für nichts Anderes Sinn, als sich im Kriege mit dem Feinde herumzuschlagen, oder, wenn es keinen Krieg gab, zu jagen und zu zechen. Kräftig wuchsen sie heran, abgehärtet wurden ihre Körper durch die beständige Bewegung; und da damals der höchste Ruhm nicht darin bestand, der Tugendhafteste und Ver- ständigste zu sein, sondern die stärkste Faust zu haben, so übten sich die Edelleute schon von Kindheit an, sich herumzuschlagen, zu reiten, zu jagen und zu fechten. Daher sehen wir auch jetzt noch in den alten Rüstkammern oft schwere Panzer und Waffen, die uns zu Boden drücken würden. Aber wir wollen diese un> sere schwächere Natur nicht beklagen, da indessen dafür unser Geist Riesenschritte gemacht hat. Die alten Ritter waren mei- stens so unwissend, daß wenige von ihnen lesen und schreiben konnten, und wenn einer seinen Namen unterschreiben sollte, so

3. Theil 2 - S. 67

1867 - Breslau : Max
Otto Il 65 liche Element, welches von Otto I. an in Deutschland eingeführt worden war, jetzt immer mehr geltend, und seit Theophano nach Deutschland gekommen war, fand ein reger Verkehr zwischen bei- den Kaiserhöfen statt, welcher für die deutsche Cultur von Wich- tigkeit ward. In der Kirche war man beschäftigt, wie Reste des klassischen Alterthums neu zu beleben, wie denn z. B. ein gelehrter Mann zu Gandersheim, Herswitha, die Lustspiele des Terenz durch Unterlegung geistlicher Stoffe neu bearbeitete. Indeß fing man auch an, der Landessprache die lange Zeit versagte Pflege an- gedeihen zu lassen. Während man dieselbe zu Karls des Großen Zeiten noch gar zu gerne ganz aus dem kirchlichen Leben ver- drängt hätte, sah man jetzt überall Bearbeitungen oder auch bloße Uebersetzungen aus der lateinisch-kirchlichen oder auch klas- sischen Literatur auftauchen, als deren wichtigster Vorläufer die Evangelien Harmonie zu betrachten ist, welche der rhein- fränkische Mönch Otfried, in der zweiten Hälfte des vori- gen Jahrhunderts gemacht hatte, zugleich das älteste größere Denkmal hochdeutscher Verskunst, wie für Niederdeutschland derselbe Stoff (die altsächsische Evangelienharmonie, gewöhnlich „Heliand" genannt) ebenfalls in poetischer Form bearbeitet wurde. Als das charakteristische Zeichen für das geistige Leben des damaligen Deutschlands überhaupt möchte gelten, daß sogar die nationale Heldensage, welche noch ganz auf heidnischem Grunde beruhte, jetzt selbst unter den Geistlichen eifrige Pflege fand, welche sie in lateinischer Sprache und antiker Metrik behandelten, wovon uns noch heut in dem „Walther von Aquitanien" des St. Gallischen Abtes Ecke hart (7 973) und in dem nicht viel spä- tern „Rundlieb" Beispiele vorliegen. Otto zog drei Mal nach Italien, und hier gefiel es ihm so wohl, daß er schon daran dachte, in Rom seine Residenz für im- mer aufzuschlagen. Aber bald lernte er die Tücke der Italiener kennen. Es entstand nämlich in Rom, während er die benach- barte Stadt Tivoli belagerte, ein gewaltiger Aufruhr gegen ihn. Das Volk sperrte die Thore und die Straßen, und hieb mehrere von des Kaisers Begleitern nieder. Otto mußte Rom förmlich belagern. Doch bald sahen die Römer, daß sie unterliegen müß- ten, und versprachen Unterwerfung. Er nahm diese an, bestieg aber, ehe er einzog, einen der Belagerungsthürme und hielt eine Weltgeschichte für Töchter. Ii. 14. Aufl. 5

4. Theil 2 - S. 143

1867 - Breslau : Max
Folgen der Kreuzzüge. 141 Kreuzzüge veredelt. Bisher hatten die Edelleute nur unter- einander, gegen die Städte oder gegen ihre Lehnsherren Fehden geführt, und dadurch konnte nichts als Unordnung und Ver- wilderung entstehen. Nun aber wurde ihnen ein höheres, edleres Ziel gegeben. Ihre Thaten wurden nun von ganz Europa be- obachtet und bewundert, und das Bewußtsein, für die Eroberung des heiligen Grabes zu fechten, gab ihnen eine schwärmerische Tapferkeit. Die Religion milderte ihre Rohheit, und bald wurde es allgemeiner Grundsatz, daß es Schande sei, den Schwachen und Wehrlosen zu beleidigen und ihm Hülfe zu versagen. — (Wie aber die Kreuzzüge eine idealere und feinere Seite des Ritterthums entwickelten, so wurde durch dieselben auch das Verderbliche des ritterlichen Kastenwesens mächtig gefördert. Die Ritter, welche ans den verschiedensten Ländern in Palästina zusammen kamen, standen sich viel näher als ein nicht-adliger Landsmann und während im 13. Jahrhundert z. B. in der Provence, dem Stammlande des feinern Ritterthums, Leute aus -em Bürgerstande noch ohne große Schwierigkeit zum Ritter- - schlage zugelassen wurden, kam es nun dahin, daß eine über ganz Europa verbreitete Adelskaste der nationalen Entwickelung gegen- übertrat.) Auch die Familiennamen schreiben sich aus den Zeiten der Kreuzzüge her. Bisher hatte man mit Vornamen ausreichen können. Jetzt aber, wo große, aus vielen Völkern zusammen- gebrachte Menschenmassen beisammen waren, bedurfte man be- stimmter Unterscheidungszeichen. Dazu kam die Eitelkeit. Jeder wollte einen eigenthümlichen Namen haben, damit seine Thaten nicht Andern zugeschrieben, sondern ihm und seiner Familie zum Ruhme angerechnet würden. Dasselbe ist mit den Wappen der Fall. Schon bei dem dritten Kreuzzuge unterschieden sich die Nationen durch die Farben ihrer Kreuze. Aber auch die An- führer mußten ein Abzeichen haben, um von ihren Untergebenen gleich erkannt zu werden; denn die eiserne Rüstung machte sie einander zu ähnlich. Darum bemalten sie ihre Schilde. Jeder hatte eine besondere Farbe und darin ein besonderes Abzeichen. Diese behielten sie auch nachher bei, und da ihre Söhne einen Ruhm darein setzten, so tapfere Väter gehabt zu haben, so nah- men sie dieselben Abzeichen an und so wurden es Familien- wappen. — Die Turniere ferner wurden erst durch die Kreuz- züge allgemeiner, nachdem die Ritter der verschiedenen Länder sich hatten mehr kennen lernen und ein Wetteifer unter ihnen

5. Theil 2 - S. 166

1867 - Breslau : Max
164 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. der Sohn Heinrichs Vi. Er war bisher in Neapel und Sicilien gewesen und wurde nun vom Papste herbeigerufen und nach Deutschland geschickt. Hier erkannten ihn auch die Fürsten (1212) als ihren König an und nannten ihn Friedrich Ii. Er war ein Enkel des großen Friedrich Barbarossa, an den sein blond-röthliches Haar erinnerte, voll Liebe zur Wissenschaft und Sprachen, und besonders ein Freund der Dichtkunst und des Saitenspiels, die er sein ganzes Leben hindurch, im Glück wie im Unglück, übte. Seine Reise von Pa- lermo nach Deutschland war voll Gefahren. Wohl war er ohne Schwierigkeit zur See nach Genua gekommen; aber die dem Hause der Hohenstaufen feindlichen Mailänder lauerten ihm auf, und beinahe wäre er einem Haufen derselben in die Hände gefallen; nur durch die Flucht konnte er sich retten. Eben so fand er in Trient in Tirol den Weg verlegt und mußte nun über die un- wegsamen und höchsten Bergjoche klettern, um über Zug nach dem Bodensee zu gelangen. Bald gewann er die Herzen der Deutschen für sich und wurde 1215 gekrönt. Otto führte den kaiserlichen Titel noch bis an seinen Tod, der 1218 erfolgte, aber Niemand fragte mehr nach ihm. Bon Friedrich nachher mehr. 68. Tie Hansa, 1250. — Friedrich ll. 1212 — 50. — Untergang der Hohenstaufen, 1268. — Sicilianische Bespcr, 1282. Deutschland hatte zwar einen Kaiser, allein die Regierung des Reiches litt an vielfältigen und schweren Gebrechen. Be- sonders nachtheilig war die Schwächung des kaiserlichen Ansehn,s.' Ein aufmerksamer Blick aus das bisher Erzählte wird die Haupt- ursachen leicht finden. Da war der Widerstand der Päpste, da waren die verderblichen Züge nach Italien (Römerzüge) und die das Reich zerstörenden Parteiungen. Die Fürsten, die kleinen wie die großen, welche doch eigentlich im Namen des Reichs ihre Gebiete verwalten und die Gebote des Kaisers ausführen sollten, strebten nach Begründung ihrer Familienmacht, nach einer wirk- lichen Hoheit in ihren Ländern und nach möglichster Unabhängig- keit von den Kaisern. Diese waren entweder zu schwach, um ih- ren Befehlen Nachdruck zu geben, oder sie mußten dem oder jenem Fürsten manches nachsehen und einräumen, um sich ihren Beistand gegen andere Fürsten zu sichern. So widerspänstig, wie sich die Fürsten gegen ihr Reichsoberhaupt bezeigten, so ungehor-

6. Theil 2 - S. 144

1867 - Breslau : Max
142 . Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge. entstanden war. Auch wurden sie mit größerer Pracht als vor- her gefeiert. Man hatte die Pracht des Morgenlandes kennen gelernt, wendete diese aus die Turniere an, und jeder Fürst und Edelmann suchte seinen Reichthum bei ihnen zur Schau zu legen. — Besonders aber wurde der Geist des Ritterwesens veredelt durch jene drei Orden der Johanniter, der Templer und der Deutschen. Sie stritten nicht für ihren Vortheil, sondern für eine heilige Sache; für diese übernahmen sie willig Gefahren, Entbehrungen und Mühseligkeiten. Nach dem Vorbilde dieser Orden wurden erst in Spanien, dann auch in andern europäi- schen Ländern geistliche Ritterorden errichtet, und jeder Ritter hielt es für eine Ehre, zu einem solchen Orden zu gehören. 2) Derbürgerstand ver dankt den Kreuzzügen, wenn auch nicht seine Entstehung, doch seine schnellere Aus- bildung. Städte waren schon früher in Deutschland entstanden und vorzüglich durch Heinrich den Vogler vermehrt worden. Aber die Bewohner waren nicht viel besser als Knechte. Die großen Vorrechte und Freiheiten der Bürgerschaften schreiben sich erst aus den Zeiten der Kreuzzüge her. Vor denselben wurden die Städte durch die kleinen Fürsten und den Adel über- haupt niedergedrückt. Nun gingen die meisten derselben und ge- rade die wildesten nach dem heiligen Land und ließen über die Städte Beamte zurück, die aber nicht so viel Ansehen hatten wie sie. Von ihnen ließen sich die Städter nicht so viel gefallen wie von ihren Herren und ertrotzten sich viele Freiheiten. Dieser Freiheitssinn aber entstand besonders aus dem größer» Reich- thums, den die Städte durch 3) den lebhaften Handel gewannen, der durch die Kreuzzüge erst recht belebt wurde. Nirgends blühte der Seehandel mehr, als in den italienischen Seestädten, unter denen sich wieder Venedig, Genua, Pisa und Amalfi her- vorthaten. Da nun damals die griechischen Kaiser in großer Sorge waren, daß die Kreuzfahrer, besonders aber die Nor- männer, ihnen das Land wegnähmen, so suchten sie die Freund- schaft der italienischen Handelsstädte, besonders der Venetianer, und verliehen ihnen ungemeine Freiheiten. Zwar fühlten die Kaiser wohl dann und wann, daß sie ihnen zu viel eingeräumt hätten, und wollten ihnen die ertheilten Vorrechte beschränken; aber dazu waren die Venetianer schon zu mächtig geworden und ließen sie gleich fühlen, daß sie die Stärkern waren. Die Ge-

7. Theil 4 - S. 276

1862 - Breslau : Max
276 Neueste Geschichte. 5. Periode. es zu einem offenen Ausbruch gekommen, dessen Absicht auf eine Vergrößerung des Staatsgebiets durch die türkischen Provinzen Epirus und Thessalien gerichtet war und bei dem Zusammen- hange der gräco- slavischen Bevölkerung den Charakter einer äußerst gefährlichen Diversion zu Gunsten der Russen annehmen konnte. Der seit langer Zeit vorbereitete Aufstand brach in Epirus in den ersten Tagen des Januars 1854 aus, die tür- kische Grenze ward an verschiedenen Punkten überschritten, und gewisse Demonstrationen, welche in Athen begünstigt oder doch geduldet wurden, zeigten, daß selbst der Hof sich mit ansschwei- fenden Plänen der Wiederherstellung eines byzantinischen Kai- serthums trug. Da die Warnungen der Diplomatie keinen Er- folg hatten, wurden Gewaltmaßregeln ergriffen. Mitte Mai überreichten die Gesandten Englands und Frankreichs der Re- gierung des Königs von Griechenland zwei dem Inhalt nach gleiche Noten, welche wirksame Maßregeln gegen die Theilnahme griechischer Unterthanen an kriegerischen Uebergriffen auf türki- sches Gebiet und eine bindende Erklärung, daß Griechenland in dem damaligen Kriege zwischen Rußland und der Türkei neu- tral bleiben werde, verlangten. Da eine solche Verpflichtung nicht erfolgte, erschienen am Abend des 25. Mai sechszehn fran- zösisch-englische Dampfer im Hafen von Piräus, besetzten die da- selbst liegenden griechischen Kriegsschiffe, von denen sie die grie- chische Flagge entfernten, und setzten ungefähr 3000 Mann ans Land, die in der Unigebnng des Piräus ihr Lager aufschlugen. Die jetzt erklärte Bereitwilligkeit der Regierung konnte gegen diese Occnpation nichts mehr helfen; doch kam man unter Ver- mittelung des preußischen Gesandten, Herrn von Thile, über- ein, daß- die Truppen außerhalb des Piräus bei den Anhöhen Munychia ihr Lager aufschlagen und nur die Quarantaineanstalt besetzen sollten, der König dagegen die Gesandten der Westmächte in einer Audienz empfangen, ihnen vom Thron herab das Ver- sprechen geben, sich neutral verhalten zu wollen, und ein neues Ministerium einsetzen sollte. Dies geschah; indeß wurden die Aufständischen, bei der Ohnmacht der Regierung und der Neigung der Bevölkerung zu Räubereien, nur sehr allmälig zur Ruhe ge- bracht, ohne daß die öffentliche Sicherheit überhaupt in einer zufriedenstellenden Weise befestigt ward. Daraus entnahmen die Westmächte Veranlassung, auch nach wieder hergestelltem Frieden

8. Theil 4 - S. 282

1862 - Breslau : Max
282 Neueste Geschichte. 5. Periode. der Kirchengüter, welche im Jahre 1848 dem Staatsvermögen einverleibt worden, ihrer ursprünglichen Bestimmung nicht ent- fremdet, die Kapitalien und Einkünfte der frommen Stiftungen, der gemeinnützigen Anstalten, sowie das vom Baron von Püry der Bürgerschaft von Neuenburg vermachte Vermögen gewissen- haft respectirt und den Absichten der Stifter und den Stiftungs- urkunden gemäß aufrecht erhalten würde. Bei Publication dieses Vertrags erließ der König von Preu- ßen eine Proclamation 6. d. Marienbad vom 19. Juni, mittels deren er seine bisherigen neuenburger Unterthanen aus Eid und Pflicht entläßt. Diese Proclamation, wie die Bestimmungen des Vertrags selbst, geben einen zugleich rührenden und erhebenden Beweis für die großherzigen Gesinnungen des Königs, welcher nächst Wahrung der Ehre der Krone nur das gegenwärtige und künftige Wohl seiner ehemaligen Unterthanen ins Auge faßte. 147. Asien. Ehe wir in unserer Erzählung fortfahren, haben wir noch einen Blick auf die außereuropäischen Reiche zu richten und be- ginnen mit Asien, der alten Culturstätte der Menschheit, wo wir die Wiege unsers Geschlechts zu suchen haben, von wo aus die Bil- dung ihren Ausgang nahm und wohin sie zurück zu kehren strebt. — Wir haben bereits oben erwähnt, daß zwei europäische Mächte um die Herrschaft über Asien streiten: Rußland und Eng- land; obwohl auch Frankreich, Holland und andere Staaten dort noch Colonien haben, welche aber von zu geringem Um- fange sind, als daß deren Besitz einer großen Machtsphäre zur Grundlage dienen könnte. Beide Staaten, Rußland und Eng- land, sind in beständigem Fortschreiten begriffen und der Druck, welchen sie in Folge dessen auf die Nachbarstaaten üben, reißt auch diese in die Bewegung hinein, welche sonst in der Agonie, in die sie seit vielen Jahrhunderten verfallen sind, zu Grunde gehen müßten. Indeß hat China, das große „Reich der Mitte", eine eigenthümliche Bewegung aus sich selbst erzeugt, welche, da sie nothwendig umgestaltend auf diesen alten, aber in absoluter Starrheit verknöcherten Culturstaat wirken muß, unsere Aufmerk- samkeit fesseln darf. Durch geheime Gesellschaften genährt, ist dort eine Revolution

9. Theil 4 - S. 304

1862 - Breslau : Max
304 Neueste Geschichte. 5. Periode. in den amtlichen Sphären Stellenjägerei und eine Corruption, wie sie kaum in einem der alten Staaten Europas jemals zu finden gewesen. — Jetzt wird die Republik auf die erste schwere Probe gestellt —- wie sie dieselbe bestehen wird, kann keine mensch- liche Weisheit voraussehen. 149. Europa nach dem Pariser Frieden. Der Abschluß des Pariser Friedens schiert eine neue Periode geistiger und materieller Wohlfahrt für Europa einweihen zu sollen. Schon während des Krieges hatte man annehmen zu dürfen geglaubt, daß die humanen Interessen der europäischen Culturstaaten die lediglich politischett Gesichtspunkte überwuchern müßte, und obwohl man nicht verkennen konnte, daß dem von den Westmachten erhobenen Feldgeschrei: Civilisation! — ein gut Theil Heuchelei anklebte, machten sich doch die Cultur-Interessen während des Krieges so weit geltend, daß die rigorose Praxis des seitherigen Seerechts ausgeschlossen blieb und auf dem Pari- ser Congreß mit dem Friedensvertrage auch eine Convention über die Grundsätze des Seerechts, welche künftig Geltung haben soll- ten, zu Stande kam. Vermöge derselben ward dem Handel zur See die liberalste Behandlung auch in Kriegszeiten gesichert. Kaum aber war die Kunde über die von Seiten Rußlands erfolgte Annahme der östreichischen Propositionen in die Oessent- lichkeit gedrungen, so stürzte sich ganz Europa, ohne nur den förmlichen Friedensschluß abzuwarten, mit einer wahrhaft fiebe- rischen Hast in das weite Gebiet der Speculation; industrielle Projecte aller Art tauchten auf, von riesigem Umfange, mitunter aus die losesten Voraussetzungen gebaut, daher von ungewissem Erfolge, aber eben so eifrig ergriffen, als ob sie die solideste Grundlage hätten; denn die gleichzeitig auftauchenden Banken oder Geldleihinstitute versprachen ja eine nicht zu erschöpfende Fülle von Kapital. Natürlich blieben die Täuschungen nicht aus und mit dem Schmerz über erlittene Verluste verband sich vielfach das bittere Gefühl der Beschämung über die handgreiflichen Täuschungen, welchen man erlegen war; so daß man die ganze, plötzlich in Fluß gerathene, finanzielle und commercielle Bewegung in Bausch

10. Theil 4 - S. 307

1862 - Breslau : Max
Der italienische Krieg. 307 Aber diese Ideen, sollen sie segenbringend sich über den Erdball ausdehnen, müssen eine von der Cultur bereitete Stätte finden, sie haben zu ihrer Voraussetzung — friedlich geordnete Zustände, welche zunächst das Ergebniß der Gewalt, in der humanen Gesittung dauernde Wurzel fassen. — Indessen waren die Hoffnungen auf eine lange Epoche des Friedens und ruhiger Entwickelung zu vorzeitig gefaßt, vielmehr war gerade auf dem Pariser Congreß schon, wie sich später zei- gen sollte, der Same zu künftigen Thaten ausgestreut worden, welche große und beklagenswerthe Erschütterungen im Gefolge haben sollten. Ein Neujahrswort des Kaisers Louis Napoleon reichte hin, um die friedlichen Anstrengungen der Industrie, des Han- dels und des Verkehrs auf Jahre hinaus ins Stocken zu bringen. 159. Der italienische Krieg. Der orientalische Krieg hatte die Allianzen Europas ge- sprengt und dem französischen Kaiser eine Stellung gegeben, welche ihn befähigte, bestimmend in die Geschicke Europas ein- zugreifen; die politische Initiative lag in seiner Hand. Rußland voll Groll gegen Oestreich und England schien die alten Allianz- projecte Alexanders und Napoleons I. wieder hervorsuchen zu wollen; England, gedemüthigt durch die klägliche Rolle, welche es neben Frankreich im orientalischen Kriege gespielt hatte und zugleich in seiner freien Action durch den indischen Aufstand ge- hemmt, mußte sich an die Bundesgenossenschaft Frankreichs klam- mern, um dasselbe nicht zum Feinde zu haben, und zwischen Oest- reich und Preußen trat die alte Rivalität der deutschen Frage, um diese beiden Staaten, obwohl sie durch die Natur der Ver- hältnisse auf einander angewiesen sind, zu keiner Verständigung kommen zu lassen. In einem solchen Verfalle des europäischen Staatensystems lag für Louis Napoleon eine nur zu verführerische Aufforderung, jetzt, nachdem Rußland gedemüthigt war, ein Aehnliches auch mit Oestreich zu versuchen. Die Veranlassung gab die Lage der Dinge in Italien und der Anspruch, welchen sich Sardi- nien durch seine Theilnahme am Krimkriege auf die Dankbarkeit der Westmächte erworben hatte. Im Vertrauen hierauf hatte Graf Cavour, der Bevollmäch- tigte Sardiniens, bereits auf dem Pariser Kongresse die italie- 20*
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