26
Mittlere Geschichte. 1. Periode. Franken.
Jene Reise des Papstes nach Frankreich war sehr erfolgreich;
Pipin nämlich zog über die Alpen, zwang die Langobarden, den
Papst in Ruhe zu lassen, und nahm ihnen zugleich Das, was sie
erobert hatten, Ravenna und die Umgegend, wieder ab. Dieser
District batte bisher dem griechischen Kaiser gehört. Pipin, der
nicht gesonnen war, das Land dem bisherigen Besitzer wiederzu-
geben, es aber auch wegen der Entfernung des Reichs nicht selbst
behalten mochte, schenkte es dem heiligen Petrus, also der Kirche,
und setzte den Papst zum Verwalter desselben ein. Späterhin
haben die Päpste behauptet, daß sie Herren dieses Landes wä-
ren, und so ist nach und nach der jetzige Kirchenstaat daraus
erwachsen.
Als Karls Vater, Pipin, 768 starb, war er erst 26 Jahre
alt; aber er griff die Geschäfte gleich mit solcher Geschicklichkeit
an, als wenn er im Regieren schon grau geworden wäre. Das
ist öfters den großen Männern eigen, die zu hohen. Dingen
bestimmt sind, daß sie sich ohne vorhergegangene Uebung gleich
in ihre Lage zu finden wissen. Rur die drei ersten Jahre re-
gierte er mit seinem Bruder Karlmann; dann starb dieser, und
überließ dadurch Karln das ganze große Reich, welches damals
fast ganz Frankreich und den ganzen westlichen Theil von Deutsch-
land umfaßte.
Es ist zu bedauern, daß Karl, dessen Gemüth keineswegs
zum Kriegführen geneigt war, doch fast sein ganzes Leben hin-
durch Krieg führen mußte. Am meisten machten ihm die Sach-
sen zu schaffen. Zweiunddreißig Jahre dauerte der Krieg mit
diesem damals noch heidnischen und wilden Volke, dessen Bund
alle Landschaften vom Niederrhein bis zur Elbe, vom Harze und
Weser, der Werra und Fulda und dem Westerwalde bis zur Nord-
see und Eider umfaßte. Drei oder vier große Abtheilungen die-
ses sächsischen Bundes hatten sich nach und nach in ihm heraus-
gebildet, deren jede ein unabhängiger Staat, und für Angriff
und Vertheidigung nach außen mit den andern verbündet war.
Hier hatten sich die ursprünglichen Zustände des deutschen Vol-
kes fast unverändert erhalten. Eine demokratische Verfassung mit
Wahlsürsten, ein uralter Adel, das nationale Heiligthum mit sei-
ner Sage und Poesie bestand noch in^ voller Blüthe, als der
fränkische König das Volk im Frühling 772 von Süden her an-
griff. Mit einem gewaltigen, wohlgerüsteten und krieggeübten
Heere war es ihm leicht, einen großen Theil des Berglandes an
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden]]
TM Hauptwörter (200): [T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T14: [Gebirge Wald Teil Höhe Berg Harz Thüringer Bergland Gebirg Weser], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Extrahierte Personennamen: Petrus Karls Karls Karlmann Karlmann Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Ravenna Frankreich Fulda Westerwalde
58 Mittlere Geschichte. 2. Periode. Deutschland.
Aus diesen Standes-Unterschieden entwickelte sich in Folge
der Kriege und Eroberungen das L eh ns wesen des Mittelal-
ters, das sogenannte Fe udalsystem. Alles eroberte Land näm-
lich wurde unter die alten und neuen Besitzer getheilt, dergestalt
aber, daß das den Ueberwundenen belassene Land gewisse Zinsen
oder Leistungen zu gewähren hatte. Das übrige Land theilte
der Sieger unter seine Gefährten (Vasallen), wofür sie ihm zum
Heerbanll verpflichtet wurden. Aller Besitz ging also von dem
Landesherrn aus, er war der allgemeine Lehnsherr. Der König
erhielt aber durch das Recht der Eroberung noch einen beson-
dern Antheil an dem eroberten Lande für sich, welches er eben-
falls unter treue Diener vertheilte, aber nur zu lebenslänglicher
Nutznießung. Ebenso übertrugen die großen Grundbesitzer einen
Theil ihres Allods oder auch ihres Lehns geringeren Leuten als
Asterlehn und brachten so die kleinen Freien in ein Lehnsverhält-
niß, welches von diesen meistens auch aus dem Grunde gesucht
ward, weil sie dadurch von dem allgemeinen Heerbann befreit
wurden. Der Stand der Freien erhielt sich nur in den Baro-
nen, freien Grundbesitzern in Mitte der Vasallen.
Sie wurden Hintersassen der großen Grundherren. Das
ganze Staatswesen des Mittelalters bestand also aus einer Un-
masse ineinander verschlungener Privatverhältnisse, deren beleben-
des Princip die wechselseitige Treue war.
Zu der Zeit, wo der Adel allein den Stand der freien Leute
ausmachte, herrschte unter ihm noch eine entsetzliche Rohheit. Ohne
allen Unterricht in Wissenschaften aufgewachsen, hatten die Edel-
leute für nichts Anderes Sinn, als sich im Kriege mit dem Feinde
herumzuschlagen, oder, wenn es keinen Krieg gab, zu jagen und
zu zechen. Kräftig wuchsen sie heran, abgehärtet wurden ihre
Körper durch die beständige Bewegung; und da damals der
höchste Ruhm nicht darin bestand, der Tugendhafteste und Ver-
ständigste zu sein, sondern die stärkste Faust zu haben, so übten
sich die Edelleute schon von Kindheit an, sich herumzuschlagen,
zu reiten, zu jagen und zu fechten. Daher sehen wir auch jetzt
noch in den alten Rüstkammern oft schwere Panzer und Waffen,
die uns zu Boden drücken würden. Aber wir wollen diese un>
sere schwächere Natur nicht beklagen, da indessen dafür unser
Geist Riesenschritte gemacht hat. Die alten Ritter waren mei-
stens so unwissend, daß wenige von ihnen lesen und schreiben
konnten, und wenn einer seinen Namen unterschreiben sollte, so
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
Otto Il
65
liche Element, welches von Otto I. an in Deutschland eingeführt
worden war, jetzt immer mehr geltend, und seit Theophano nach
Deutschland gekommen war, fand ein reger Verkehr zwischen bei-
den Kaiserhöfen statt, welcher für die deutsche Cultur von Wich-
tigkeit ward.
In der Kirche war man beschäftigt, wie Reste des klassischen
Alterthums neu zu beleben, wie denn z. B. ein gelehrter Mann
zu Gandersheim, Herswitha, die Lustspiele des Terenz durch
Unterlegung geistlicher Stoffe neu bearbeitete. Indeß fing man
auch an, der Landessprache die lange Zeit versagte Pflege an-
gedeihen zu lassen. Während man dieselbe zu Karls des Großen
Zeiten noch gar zu gerne ganz aus dem kirchlichen Leben ver-
drängt hätte, sah man jetzt überall Bearbeitungen oder auch
bloße Uebersetzungen aus der lateinisch-kirchlichen oder auch klas-
sischen Literatur auftauchen, als deren wichtigster Vorläufer die
Evangelien Harmonie zu betrachten ist, welche der rhein-
fränkische Mönch Otfried, in der zweiten Hälfte des vori-
gen Jahrhunderts gemacht hatte, zugleich das älteste größere
Denkmal hochdeutscher Verskunst, wie für Niederdeutschland
derselbe Stoff (die altsächsische Evangelienharmonie, gewöhnlich
„Heliand" genannt) ebenfalls in poetischer Form bearbeitet
wurde.
Als das charakteristische Zeichen für das geistige Leben des
damaligen Deutschlands überhaupt möchte gelten, daß sogar die
nationale Heldensage, welche noch ganz auf heidnischem Grunde
beruhte, jetzt selbst unter den Geistlichen eifrige Pflege fand,
welche sie in lateinischer Sprache und antiker Metrik behandelten,
wovon uns noch heut in dem „Walther von Aquitanien" des St.
Gallischen Abtes Ecke hart (7 973) und in dem nicht viel spä-
tern „Rundlieb" Beispiele vorliegen.
Otto zog drei Mal nach Italien, und hier gefiel es ihm so
wohl, daß er schon daran dachte, in Rom seine Residenz für im-
mer aufzuschlagen. Aber bald lernte er die Tücke der Italiener
kennen. Es entstand nämlich in Rom, während er die benach-
barte Stadt Tivoli belagerte, ein gewaltiger Aufruhr gegen ihn.
Das Volk sperrte die Thore und die Straßen, und hieb mehrere
von des Kaisers Begleitern nieder. Otto mußte Rom förmlich
belagern. Doch bald sahen die Römer, daß sie unterliegen müß-
ten, und versprachen Unterwerfung. Er nahm diese an, bestieg
aber, ehe er einzog, einen der Belagerungsthürme und hielt eine
Weltgeschichte für Töchter. Ii. 14. Aufl. 5
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T35: [Dichter Zeit Gedicht Lied Dichtung Schiller Poesie Werk Goethe Sprache], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog]]
TM Hauptwörter (200): [T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T72: [Kloster Kirche Jahr Bischof Kaiser Karl Otto Dom Grab Leiche]]
Extrahierte Personennamen: Otto Otto_I. Otto_I. Karls Otto Otto
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Gandersheim Niederdeutschland Deutschlands Italien Rom Rom Rom
Folgen der Kreuzzüge.
141
Kreuzzüge veredelt. Bisher hatten die Edelleute nur unter-
einander, gegen die Städte oder gegen ihre Lehnsherren Fehden
geführt, und dadurch konnte nichts als Unordnung und Ver-
wilderung entstehen. Nun aber wurde ihnen ein höheres, edleres
Ziel gegeben. Ihre Thaten wurden nun von ganz Europa be-
obachtet und bewundert, und das Bewußtsein, für die Eroberung
des heiligen Grabes zu fechten, gab ihnen eine schwärmerische
Tapferkeit. Die Religion milderte ihre Rohheit, und bald wurde
es allgemeiner Grundsatz, daß es Schande sei, den Schwachen
und Wehrlosen zu beleidigen und ihm Hülfe zu versagen. —
(Wie aber die Kreuzzüge eine idealere und feinere Seite des
Ritterthums entwickelten, so wurde durch dieselben auch das
Verderbliche des ritterlichen Kastenwesens mächtig gefördert. Die
Ritter, welche ans den verschiedensten Ländern in Palästina
zusammen kamen, standen sich viel näher als ein nicht-adliger
Landsmann und während im 13. Jahrhundert z. B. in der
Provence, dem Stammlande des feinern Ritterthums, Leute aus
-em Bürgerstande noch ohne große Schwierigkeit zum Ritter- -
schlage zugelassen wurden, kam es nun dahin, daß eine über ganz
Europa verbreitete Adelskaste der nationalen Entwickelung gegen-
übertrat.) Auch die Familiennamen schreiben sich aus den Zeiten
der Kreuzzüge her. Bisher hatte man mit Vornamen ausreichen
können. Jetzt aber, wo große, aus vielen Völkern zusammen-
gebrachte Menschenmassen beisammen waren, bedurfte man be-
stimmter Unterscheidungszeichen. Dazu kam die Eitelkeit. Jeder
wollte einen eigenthümlichen Namen haben, damit seine Thaten
nicht Andern zugeschrieben, sondern ihm und seiner Familie zum
Ruhme angerechnet würden. Dasselbe ist mit den Wappen der
Fall. Schon bei dem dritten Kreuzzuge unterschieden sich die
Nationen durch die Farben ihrer Kreuze. Aber auch die An-
führer mußten ein Abzeichen haben, um von ihren Untergebenen
gleich erkannt zu werden; denn die eiserne Rüstung machte sie
einander zu ähnlich. Darum bemalten sie ihre Schilde. Jeder
hatte eine besondere Farbe und darin ein besonderes Abzeichen.
Diese behielten sie auch nachher bei, und da ihre Söhne einen
Ruhm darein setzten, so tapfere Väter gehabt zu haben, so nah-
men sie dieselben Abzeichen an und so wurden es Familien-
wappen. — Die Turniere ferner wurden erst durch die Kreuz-
züge allgemeiner, nachdem die Ritter der verschiedenen Länder
sich hatten mehr kennen lernen und ein Wetteifer unter ihnen
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil]]
Extrahierte Ortsnamen: Europa Ritterthums Palästina Europa
164 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland.
der Sohn Heinrichs Vi. Er war bisher in Neapel und Sicilien
gewesen und wurde nun vom Papste herbeigerufen und nach
Deutschland geschickt. Hier erkannten ihn auch die Fürsten (1212)
als ihren König an und nannten ihn
Friedrich Ii. Er war ein Enkel des großen Friedrich
Barbarossa, an den sein blond-röthliches Haar erinnerte, voll
Liebe zur Wissenschaft und Sprachen, und besonders ein Freund
der Dichtkunst und des Saitenspiels, die er sein ganzes Leben
hindurch, im Glück wie im Unglück, übte. Seine Reise von Pa-
lermo nach Deutschland war voll Gefahren. Wohl war er ohne
Schwierigkeit zur See nach Genua gekommen; aber die dem Hause
der Hohenstaufen feindlichen Mailänder lauerten ihm auf, und
beinahe wäre er einem Haufen derselben in die Hände gefallen;
nur durch die Flucht konnte er sich retten. Eben so fand er in
Trient in Tirol den Weg verlegt und mußte nun über die un-
wegsamen und höchsten Bergjoche klettern, um über Zug nach
dem Bodensee zu gelangen. Bald gewann er die Herzen der
Deutschen für sich und wurde 1215 gekrönt. Otto führte den
kaiserlichen Titel noch bis an seinen Tod, der 1218 erfolgte, aber
Niemand fragte mehr nach ihm. Bon Friedrich nachher mehr.
68. Tie Hansa, 1250. — Friedrich ll. 1212 — 50. —
Untergang der Hohenstaufen, 1268. — Sicilianische
Bespcr, 1282.
Deutschland hatte zwar einen Kaiser, allein die Regierung
des Reiches litt an vielfältigen und schweren Gebrechen. Be-
sonders nachtheilig war die Schwächung des kaiserlichen Ansehn,s.'
Ein aufmerksamer Blick aus das bisher Erzählte wird die Haupt-
ursachen leicht finden. Da war der Widerstand der Päpste, da
waren die verderblichen Züge nach Italien (Römerzüge) und die
das Reich zerstörenden Parteiungen. Die Fürsten, die kleinen
wie die großen, welche doch eigentlich im Namen des Reichs ihre
Gebiete verwalten und die Gebote des Kaisers ausführen sollten,
strebten nach Begründung ihrer Familienmacht, nach einer wirk-
lichen Hoheit in ihren Ländern und nach möglichster Unabhängig-
keit von den Kaisern. Diese waren entweder zu schwach, um ih-
ren Befehlen Nachdruck zu geben, oder sie mußten dem oder
jenem Fürsten manches nachsehen und einräumen, um sich ihren
Beistand gegen andere Fürsten zu sichern. So widerspänstig, wie
sich die Fürsten gegen ihr Reichsoberhaupt bezeigten, so ungehor-
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend]]
TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Heinrichs Heinrichs Friedrich_Ii Friedrich Friedrich
Barbarossa Friedrich Barbarossa Otto Friedrich Friedrich Friedrich_ll Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Neapel Sicilien Deutschland Deutschland Genua Deutschland Italien
142 . Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge.
entstanden war. Auch wurden sie mit größerer Pracht als vor-
her gefeiert. Man hatte die Pracht des Morgenlandes kennen
gelernt, wendete diese aus die Turniere an, und jeder Fürst und
Edelmann suchte seinen Reichthum bei ihnen zur Schau zu legen.
— Besonders aber wurde der Geist des Ritterwesens veredelt
durch jene drei Orden der Johanniter, der Templer und der
Deutschen. Sie stritten nicht für ihren Vortheil, sondern für
eine heilige Sache; für diese übernahmen sie willig Gefahren,
Entbehrungen und Mühseligkeiten. Nach dem Vorbilde dieser
Orden wurden erst in Spanien, dann auch in andern europäi-
schen Ländern geistliche Ritterorden errichtet, und jeder Ritter
hielt es für eine Ehre, zu einem solchen Orden zu gehören.
2) Derbürgerstand ver dankt den Kreuzzügen, wenn
auch nicht seine Entstehung, doch seine schnellere Aus-
bildung. Städte waren schon früher in Deutschland entstanden
und vorzüglich durch Heinrich den Vogler vermehrt worden.
Aber die Bewohner waren nicht viel besser als Knechte. Die
großen Vorrechte und Freiheiten der Bürgerschaften schreiben
sich erst aus den Zeiten der Kreuzzüge her. Vor denselben
wurden die Städte durch die kleinen Fürsten und den Adel über-
haupt niedergedrückt. Nun gingen die meisten derselben und ge-
rade die wildesten nach dem heiligen Land und ließen über die
Städte Beamte zurück, die aber nicht so viel Ansehen hatten wie
sie. Von ihnen ließen sich die Städter nicht so viel gefallen wie
von ihren Herren und ertrotzten sich viele Freiheiten. Dieser
Freiheitssinn aber entstand besonders aus dem größer» Reich-
thums, den die Städte durch
3) den lebhaften Handel gewannen, der durch die
Kreuzzüge erst recht belebt wurde. Nirgends blühte der
Seehandel mehr, als in den italienischen Seestädten, unter
denen sich wieder Venedig, Genua, Pisa und Amalfi her-
vorthaten. Da nun damals die griechischen Kaiser in großer
Sorge waren, daß die Kreuzfahrer, besonders aber die Nor-
männer, ihnen das Land wegnähmen, so suchten sie die Freund-
schaft der italienischen Handelsstädte, besonders der Venetianer,
und verliehen ihnen ungemeine Freiheiten. Zwar fühlten die
Kaiser wohl dann und wann, daß sie ihnen zu viel eingeräumt
hätten, und wollten ihnen die ertheilten Vorrechte beschränken;
aber dazu waren die Venetianer schon zu mächtig geworden und
ließen sie gleich fühlen, daß sie die Stärkern waren. Die Ge-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Deutschland Genua Amalfi
276
Neueste Geschichte. 5. Periode.
es zu einem offenen Ausbruch gekommen, dessen Absicht auf eine
Vergrößerung des Staatsgebiets durch die türkischen Provinzen
Epirus und Thessalien gerichtet war und bei dem Zusammen-
hange der gräco- slavischen Bevölkerung den Charakter einer
äußerst gefährlichen Diversion zu Gunsten der Russen annehmen
konnte. Der seit langer Zeit vorbereitete Aufstand brach in
Epirus in den ersten Tagen des Januars 1854 aus, die tür-
kische Grenze ward an verschiedenen Punkten überschritten, und
gewisse Demonstrationen, welche in Athen begünstigt oder doch
geduldet wurden, zeigten, daß selbst der Hof sich mit ansschwei-
fenden Plänen der Wiederherstellung eines byzantinischen Kai-
serthums trug. Da die Warnungen der Diplomatie keinen Er-
folg hatten, wurden Gewaltmaßregeln ergriffen. Mitte Mai
überreichten die Gesandten Englands und Frankreichs der Re-
gierung des Königs von Griechenland zwei dem Inhalt nach
gleiche Noten, welche wirksame Maßregeln gegen die Theilnahme
griechischer Unterthanen an kriegerischen Uebergriffen auf türki-
sches Gebiet und eine bindende Erklärung, daß Griechenland
in dem damaligen Kriege zwischen Rußland und der Türkei neu-
tral bleiben werde, verlangten. Da eine solche Verpflichtung
nicht erfolgte, erschienen am Abend des 25. Mai sechszehn fran-
zösisch-englische Dampfer im Hafen von Piräus, besetzten die da-
selbst liegenden griechischen Kriegsschiffe, von denen sie die grie-
chische Flagge entfernten, und setzten ungefähr 3000 Mann ans
Land, die in der Unigebnng des Piräus ihr Lager aufschlugen.
Die jetzt erklärte Bereitwilligkeit der Regierung konnte gegen
diese Occnpation nichts mehr helfen; doch kam man unter Ver-
mittelung des preußischen Gesandten, Herrn von Thile, über-
ein, daß- die Truppen außerhalb des Piräus bei den Anhöhen
Munychia ihr Lager aufschlagen und nur die Quarantaineanstalt
besetzen sollten, der König dagegen die Gesandten der Westmächte
in einer Audienz empfangen, ihnen vom Thron herab das Ver-
sprechen geben, sich neutral verhalten zu wollen, und ein neues
Ministerium einsetzen sollte. Dies geschah; indeß wurden die
Aufständischen, bei der Ohnmacht der Regierung und der Neigung
der Bevölkerung zu Räubereien, nur sehr allmälig zur Ruhe ge-
bracht, ohne daß die öffentliche Sicherheit überhaupt in einer
zufriedenstellenden Weise befestigt ward. Daraus entnahmen die
Westmächte Veranlassung, auch nach wieder hergestelltem Frieden
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T12: [König Paris Jahr Napoleon General Frankreich Mann Tag Kaiser Minister], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T8: [König Paris Regierung Minister Parlament Volk Frankreich Kammer Mitglied Verfassung], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T35: [König Bismarck Wilhelm Kaiser General Minister Stein Berlin Graf Moltke], T129: [Schiff Hafen Flotte Meer Küste Fahrzeug See Kriegsschiff Land Dampfer], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende]]
282
Neueste Geschichte. 5. Periode.
der Kirchengüter, welche im Jahre 1848 dem Staatsvermögen
einverleibt worden, ihrer ursprünglichen Bestimmung nicht ent-
fremdet, die Kapitalien und Einkünfte der frommen Stiftungen,
der gemeinnützigen Anstalten, sowie das vom Baron von Püry
der Bürgerschaft von Neuenburg vermachte Vermögen gewissen-
haft respectirt und den Absichten der Stifter und den Stiftungs-
urkunden gemäß aufrecht erhalten würde.
Bei Publication dieses Vertrags erließ der König von Preu-
ßen eine Proclamation 6. d. Marienbad vom 19. Juni, mittels
deren er seine bisherigen neuenburger Unterthanen aus Eid und
Pflicht entläßt. Diese Proclamation, wie die Bestimmungen des
Vertrags selbst, geben einen zugleich rührenden und erhebenden
Beweis für die großherzigen Gesinnungen des Königs, welcher
nächst Wahrung der Ehre der Krone nur das gegenwärtige und
künftige Wohl seiner ehemaligen Unterthanen ins Auge faßte.
147. Asien.
Ehe wir in unserer Erzählung fortfahren, haben wir noch
einen Blick auf die außereuropäischen Reiche zu richten und be-
ginnen mit
Asien, der alten Culturstätte der Menschheit, wo wir die
Wiege unsers Geschlechts zu suchen haben, von wo aus die Bil-
dung ihren Ausgang nahm und wohin sie zurück zu kehren strebt.
— Wir haben bereits oben erwähnt, daß zwei europäische Mächte
um die Herrschaft über Asien streiten: Rußland und Eng-
land; obwohl auch Frankreich, Holland und andere Staaten
dort noch Colonien haben, welche aber von zu geringem Um-
fange sind, als daß deren Besitz einer großen Machtsphäre zur
Grundlage dienen könnte. Beide Staaten, Rußland und Eng-
land, sind in beständigem Fortschreiten begriffen und der Druck,
welchen sie in Folge dessen auf die Nachbarstaaten üben, reißt
auch diese in die Bewegung hinein, welche sonst in der Agonie,
in die sie seit vielen Jahrhunderten verfallen sind, zu Grunde
gehen müßten.
Indeß hat China, das große „Reich der Mitte", eine
eigenthümliche Bewegung aus sich selbst erzeugt, welche, da sie
nothwendig umgestaltend auf diesen alten, aber in absoluter
Starrheit verknöcherten Culturstaat wirken muß, unsere Aufmerk-
samkeit fesseln darf.
Durch geheime Gesellschaften genährt, ist dort eine Revolution
TM Hauptwörter (50): [T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden]]
Extrahierte Ortsnamen: Neuenburg Marienbad Asien Asien Frankreich Holland China
304
Neueste Geschichte. 5. Periode.
in den amtlichen Sphären Stellenjägerei und eine Corruption,
wie sie kaum in einem der alten Staaten Europas jemals zu
finden gewesen. — Jetzt wird die Republik auf die erste schwere
Probe gestellt —- wie sie dieselbe bestehen wird, kann keine mensch-
liche Weisheit voraussehen.
149. Europa nach dem Pariser Frieden.
Der Abschluß des Pariser Friedens schiert eine neue Periode
geistiger und materieller Wohlfahrt für Europa einweihen zu
sollen. Schon während des Krieges hatte man annehmen zu
dürfen geglaubt, daß die humanen Interessen der europäischen
Culturstaaten die lediglich politischett Gesichtspunkte überwuchern
müßte, und obwohl man nicht verkennen konnte, daß dem von
den Westmachten erhobenen Feldgeschrei: Civilisation! — ein gut
Theil Heuchelei anklebte, machten sich doch die Cultur-Interessen
während des Krieges so weit geltend, daß die rigorose Praxis
des seitherigen Seerechts ausgeschlossen blieb und auf dem Pari-
ser Congreß mit dem Friedensvertrage auch eine Convention über
die Grundsätze des Seerechts, welche künftig Geltung haben soll-
ten, zu Stande kam. Vermöge derselben ward dem Handel zur
See die liberalste Behandlung auch in Kriegszeiten gesichert.
Kaum aber war die Kunde über die von Seiten Rußlands
erfolgte Annahme der östreichischen Propositionen in die Oessent-
lichkeit gedrungen, so stürzte sich ganz Europa, ohne nur den
förmlichen Friedensschluß abzuwarten, mit einer wahrhaft fiebe-
rischen Hast in das weite Gebiet der Speculation; industrielle
Projecte aller Art tauchten auf, von riesigem Umfange, mitunter
aus die losesten Voraussetzungen gebaut, daher von ungewissem
Erfolge, aber eben so eifrig ergriffen, als ob sie die solideste
Grundlage hätten; denn die gleichzeitig auftauchenden Banken
oder Geldleihinstitute versprachen ja eine nicht zu erschöpfende
Fülle von Kapital.
Natürlich blieben die Täuschungen nicht aus und mit dem
Schmerz über erlittene Verluste verband sich vielfach das bittere
Gefühl der Beschämung über die handgreiflichen Täuschungen,
welchen man erlegen war; so daß man die ganze, plötzlich in
Fluß gerathene, finanzielle und commercielle Bewegung in Bausch
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T67: [Preußen Bund Staat König Regierung Deutschland Verfassung Frankfurt Reichstag Bundestag], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T54: [Staat Zeit Volk Deutschland Leben Reich Jahrhundert Macht Entwicklung Gebiet], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]
Extrahierte Ortsnamen: Europas Europa Europa Oessent- Europa
Der italienische Krieg.
307
Aber diese Ideen, sollen sie segenbringend sich über den
Erdball ausdehnen, müssen eine von der Cultur bereitete Stätte
finden, sie haben zu ihrer Voraussetzung — friedlich geordnete
Zustände, welche zunächst das Ergebniß der Gewalt, in der
humanen Gesittung dauernde Wurzel fassen. —
Indessen waren die Hoffnungen auf eine lange Epoche des
Friedens und ruhiger Entwickelung zu vorzeitig gefaßt, vielmehr
war gerade auf dem Pariser Congreß schon, wie sich später zei-
gen sollte, der Same zu künftigen Thaten ausgestreut worden,
welche große und beklagenswerthe Erschütterungen im Gefolge
haben sollten.
Ein Neujahrswort des Kaisers Louis Napoleon reichte
hin, um die friedlichen Anstrengungen der Industrie, des Han-
dels und des Verkehrs auf Jahre hinaus ins Stocken zu bringen.
159. Der italienische Krieg.
Der orientalische Krieg hatte die Allianzen Europas ge-
sprengt und dem französischen Kaiser eine Stellung gegeben,
welche ihn befähigte, bestimmend in die Geschicke Europas ein-
zugreifen; die politische Initiative lag in seiner Hand. Rußland
voll Groll gegen Oestreich und England schien die alten Allianz-
projecte Alexanders und Napoleons I. wieder hervorsuchen zu
wollen; England, gedemüthigt durch die klägliche Rolle, welche
es neben Frankreich im orientalischen Kriege gespielt hatte und
zugleich in seiner freien Action durch den indischen Aufstand ge-
hemmt, mußte sich an die Bundesgenossenschaft Frankreichs klam-
mern, um dasselbe nicht zum Feinde zu haben, und zwischen Oest-
reich und Preußen trat die alte Rivalität der deutschen Frage,
um diese beiden Staaten, obwohl sie durch die Natur der Ver-
hältnisse auf einander angewiesen sind, zu keiner Verständigung
kommen zu lassen.
In einem solchen Verfalle des europäischen Staatensystems
lag für Louis Napoleon eine nur zu verführerische Aufforderung,
jetzt, nachdem Rußland gedemüthigt war, ein Aehnliches auch
mit Oestreich zu versuchen. Die Veranlassung gab die Lage
der Dinge in Italien und der Anspruch, welchen sich Sardi-
nien durch seine Theilnahme am Krimkriege auf die Dankbarkeit
der Westmächte erworben hatte.
Im Vertrauen hierauf hatte Graf Cavour, der Bevollmäch-
tigte Sardiniens, bereits auf dem Pariser Kongresse die italie-
20*
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien]]
TM Hauptwörter (200): [T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T126: [Land Handel Europa Meer Osten Zeit Westen Volk Deutschland Jahrhundert], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen]]
Extrahierte Personennamen: Louis_Napoleon Napoleon Alexanders Napoleons_I. Louis_Napoleon Napoleon Graf_Cavour
Extrahierte Ortsnamen: Europas Europas England Napoleons England Frankreich Frankreichs Oest- Italien